Illertisser Zeitung 18. August 2016
Die Wildschwein-Population ist in den vergangenen Jahren im Landkreis Neu-Ulm drastisch angestiegen. Die damit verbundenen Probleme lassen sich nicht alle lösen.
Auf mehreren Quadratmetern sind die Maispflanzen abgeknickt und niedergetrampelt, die Kolben liegen abgenagt dazwischen. Hier war eine Horde Wildschweine am Werk – das steht für Jäger Christian Liebsch sofort fest. Landwirt Erich Landwehr steht daneben und ihm blutet bei diesem Anblick das Herz. Schließlich musste er das Feld bearbeiten, die Pflanzen sähen und düngen. „Das ist viel Arbeit, Geld und Zeit, was hier von den Tieren zerstört wurde“, sagt er und die Verbitterung ist ihm anzusehen. Seit einigen Jahren versuchen im Silberwald Jäger und Landwirt gemeinsam eine Lösung für dieses Problem zu finden – mit durchwachsenem Erfolg, wie der Fall von Erich Landwehr beweist.
Nahrung und Deckung im Maisfeld
Die Lage seines Feldes würde die Tiere förmlich in den Mais treiben, erklärt der zuständige Jäger, Ernst Müller: „Die Wildschweine kommen vom Wald und gehen in das Maisfeld, weil sie hier Nahrung und Deckung finden.“ Doch am östlichen Rand begrenzt die Bundesstraße mit einem Wildzaun den Weg der Tiere. Die Folge: Sie bleiben im Maisfeld und richten noch mehr Schaden an.
Bis vor zehn Jahren habe es im Silberwald noch gar keine Wildschweine gegeben, sagt Müller. Doch das habe sich geändert. Allein im vergangenen Jahr seien in dem Wald zwischen Iller und B28 rund 40 Wildschweine erlegt worden. Im gesamten Landkreis Neu-Ulm waren es im vergangenen Jahr 532 – und damit mehr als sechs mal so viel wie noch vor zehn Jahren. Milde Winter (so konnten mehr Frischlinge überleben) und der zunehmende Anbau von Mais hätten die Population des Schwarzwildes drastisch ansteigen lassen, sagen Müller und Liebsch unisono.
Jagdschneisen im Feld bleiben frei
Die Jäger sehen nun ihre Aufgabe darin, die Anzahl der Tiere zu regulieren. Doch das ist offenbar gar nicht so einfach. Die Wildschweine mit dem Gewehr zu erlegen, sei speziell auf dem Landwehr-Feld zu riskant, sagt Jäger Müller. Schließlich müssten die oftmals mehrere Zentner schweren Tiere mit großkaliberiger Munition gejagt werden, die auch eine Gefahr für Spaziergänger oder vorbeifahrende Autos sein könnten. Daher lässt Landwirt Landwehr mittlerweile zwei sogenannte Jagdschneisen im Feld frei. Dort haben die Jäger vom Hochstand aus freie Sicht.
Damit die Tiere gar nicht erst in das Dickicht des rund acht Hektar großen Maisfeldes kommen, ist dieses seit einigen Jahren mit einem Elektrozaun umrandet. Eine Möglichkeit, die jedoch viel Zeit und Mühe in Anspruch nehmen würde, wie Müller sagt. Schließlich dürften die Drähte nicht von Gras oder Unkraut eingewachsen werden, weil sonst die Pflanzen die Spannung ableiten würden. Regelmäßig geht der Jäger deshalb mit der Motorsense den Feldrand ab, um ein Überwuchern des Zaunes zu verhindern. Auch seien die Zäune oft niedergetrampelt: „Wenn eine 150-Kilo-Bache in Panik wegrennt, lässt sie sich auch von einem Stromschlag nicht aufhalten.“ Darum macht sich Müller täglich auf einen Rundgang um das Feld, um den Zaun bei Bedarf wieder aufzurichten. „Mit der romatischen Vorstellung von einem Jäger, der mit dem Gewehr durch den Wald streift und alles erlegt, was ihm vor die Flinte kommt, hat das freilich nichts zu tun“, sagt Müller.
"Viel Idealismus für diese Arbeit"
Im Gegensatz zu dieser Vorstellung, wie sie wohl in Teilen der Bevölkerung vorhanden sei, bedeute seine Jagdpacht ständige Hegearbeit des Reviers und Verpflichtungen gegenüber den strengen Vorgaben des Gesetzgebers. „Man braucht schon viel Idealismus für diese Arbeit, die von den Jägern ehrenamtlich geleistet wird.“
Dazu komme das finanzielle Risiko, wie Christian Liebsch, Vorsitzender des Jagdverbandes im Landkreis Neu-Ulm, sagt. Denn der Jagdpächter müsse für die Schäden, die durch die Wildtiere entstehen würden, aufkommen. „Es gibt keine Möglichkeit, sich gegen Wildschäden zu versichern“, sagt Liebsch. Das sei ein unkalkulierbares Kostenrisiko für die Jäger, weshalb man seit einigen Jahren dazu übergegangen sei, die Ersatzplicht zu deckeln oder zu teilen. Dadurch sei eine bessere Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Jäger entstanden, die nun ein gemeinsames Interesse an der Schadensvermeidung haben.“ So wie im Silberwald bei Ludwigsfeld.
Am Mittwoch, den 27.07.2016, um 13.00 Uhr, trafen sich auf Einladung der Unteren Jagdbehörde die Mitglieder des Jagdbeirates des Landratsamtes Neu-Ulm zum jährlichen Revierbegang, um vor Ort die besondere Situation einzelner Reviere in Augenschein zu nehmen. Die Untere Jagdbehörde war durch Frau Anneliese Maisch und den Fachgebietsleiter, Herrn Höppler, sowie Jagdberater Heinz Riedl und seinen Stellvertreter Peter Schaffner vertreten. Vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten war Forstdirektor Peter Birkholz anwesend. Für die Hegegemeinschaft 3 nahm der Leiter Jürgen Schuler teil.
Der diesjährige Revierbegang fand in den Revieren Thal und Illerberg West statt, die durch die Jagdpächter Markus Schrapp und Hugo Heindel sowie durch einige Jagdgenossen vertreten waren. Ferner nahm Frau Bürgermeisterin Simone Vogt-Keller an der Begehung teil.
Themen waren die Beunruhigung von Einständen durch illegale Motocross- und Mountainbike-Strecken, Unfall-Schwerpunkte im Revier und mögliche Abhilfemaßnahmen sowie Auswirkungen der Landschaftsgestaltung durch den Biber im Naturschutzgebiet Illerberg, wo der Fasanenbestand durch die Vernässung weiter Flächen verlorgengegangen ist.
Hinsichtlich der illegalen Fahrstrecken konnte dem Revierinhaber zwischenzeitlich unter Einbeziehung der Unteren Naturschutzbehörde ein Lösungsvorschlag unterbreitet werden, der vorsieht, bis zu 2 Meter hohe künstliche Barrieren aus Naturmaterialien anzulegen, um die Strecken unpassierbar zu machen.
Christian Liebsch
Liebe Jägerinnen und Jäger,
ab dem 30.07.2016 dürfen halbautomatische Jagdlangwaffen, die sich bereits im Besitz von Berechtigten befinden (Bestandswaffen), in Bayern wieder zur Jagd verwendet werden, wenn sie nicht mit mehr als 3 Patronen geladen sind. Näheres entnehmen Sie bitte den aktuellen Mitteilungen des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Sie im Anhang einsehen können.
Mit Waidmannsheil!
Bayerischer Jagdverband
Kreisgruppe Neu-Ulm e. V.
Christian Liebsch
1. Vorsitzender
Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz im Europäischen Parlament hat jetzt über die sogenannte Feuerwaffen-Richtlinie abgestimmt. Dazu teilt die Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament und stellvertretende Parteivorsitzende der CSU, Dr. Angelika Niebler, mit, dass die von Jägern und Sportschützen befürchteten Verschärfungen für den Erwerb und den Besitz von Feuerwaffen vom Tisch sind.
Parlament korrigiert Kommission – keine Änderungen für Jäger und Sportschützen
Es sollen zwar künftig strengere Standards in der EU gelten – für Jäger und Sportschützen aber bleibt es bei den bestehenden Regelungen, wie das deutsche Recht sie vorsieht. Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des Europäischen Parlaments verabschiedete jetzt seine Position in erster Lesung zur Revision der EU-Feuerwaffenrichtlinie.
„Dort, wo es ganz offensichtlich keinen Zusammenhang mit Terrorismus gibt, müssen bürokratische Auswüchse verhindert werden, ohne dass wir die Kontrolle über den Besitz von Waffen aufgeben. Deutschland hat bereits heute eines der strengsten Waffengesetze - und das ist auch gut so. Der Besitz von Feuerwaffen muss aus objektiven Gründen unter strenger Kontrolle stehen. Aber genau deswegen ist aus meiner Sicht auch keine grundsätzliche Änderung des Ist-Zustandes in Deutschland notwendig“, so Dr. Niebler in Ihrer Meldung vom 14. Juli 2016.
Keine regelmäßigen medizinischen Untersuchungen notwendig – Verbot halbautomatischer Waffen abgewendet
Auch die geforderte verbindliche Auflage regelmäßiger medizinischer Überprüfungen konnte korrigiert werden. Die in Deutschland bewährten Überwachungsregeln für Jäger und Sportschützen gelten weiter. Ebenso wurde das unverhältnismäßige Verbot halbautomatischer Waffen – bei gleichzeitiger Reduzierung der Magazinkapazität – abgewendet.
Strengere Regelungen für Waffenerwerb und -besitz
Strenger reguliert werden soll künftig aber der Online-Verkauf von Waffen. Dabei sind für Händler strenge Auflagen vorgesehen, die unter der Kontrolle der Mitgliedstaaten stehen. Dieser Verbotsschritt soll die Innere Sicherheit in der gesamten EU stärken, so Dr. Niebler.
Der BJV begrüßt diese Abstimmung. Insbesondere da der BJV in dieser Angelegenheit auf vielen Ebenen aktiv war, unter anderem war er in Gesprächen mit Abgeordneten im Bayerischen Landtag, in Berlin und auch in Brüssel wie zum Beispiel mit dem EVP-Fraktionsvorsitzenden Manfred Weber, MdEP, Monika Hohlmeier, MdEP, sowie Markus Ferber, MdEP.
Hintergrund:
Die geltende EU-Feuerwaffen-Richtlinie stammt aus dem Jahr 2008. Nach den Terroranschlägen von Paris und Brüssel hatte die EU-Kommission einen Überarbeitungsvorschlag vorgelegt. Im September wird das Plenum des Europaparlaments abstimmen. Danach beginnen die Verhandlungen zwischen Parlament und den Mitgliedstaaten über den endgültigen Text der Richtlinie.
Quelle: Presseinformation, Dr. Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament und stellvertretende Parteivorsitzende der CSU, 14. Juli 2016.