Illertisser Zeitung vom 4. Mai 2017
Die Kreisgruppe Neu-Ulm wächst auf fast 600 Mitglieder an. Deren Arbeit im Forst kann auch gefährlich werden. Von Gerrit-R. Ranft
Jäger sind im Forst einigen Gefahren ausgesetzt. Das wurde bei der jüngsten Versammlung der Kreisgruppe Neu-Ulm im Landesjagdverband Bayern deutlich. Demnach geht es dabei um Attacken größerer Tiere – aber auch ganz kleine könnten für die Waidmänner gefährlich sein.
Der Ulmer Hochschullehrer Professor Claus-M. Muth, der jährlich zur medizinischen Situation der Jäger und des Wildes referiert, warnte heuer vor dem vornehmlich von der Rötelmaus übertragenen lebensbedrohlichen Hantavirus. Muth riet dringend zu
Schutzimpfungen gegen Zecken, weil die nun auch im bisher von ihnen verschonten Landkreis Neu-Ulm angekommen seien. Die Jäger sollten unbedingt ihren Impfstatus gegen Tetanus prüfen, mahnte der Mediziner, weil sie mit ihrem häufigen Aufenthalt in der freien Natur massiv gefährdet seien. „Tetanus tötet, ist aber mit der vorherigen Impfung vermeidbar.“
Dass die Gefahr noch an ganz anderer Stelle lauern kann, teilte Harald Fischer mit. Vergangenes Jahr gab es so viele Nachschauen nach verletztem Wild wie noch nie: 200 Nachschauen haben im vergangenen Jagdjahr stattgefunden. Die Nachschauen würden vor allem für Schwarzwild nötig, seien im dichten Unterholz der Auwälder „brutal schwer und auch gefährlich“, so Fischer. Fünf Angriffe von verletzten Keilern hätten die Nachsucher abwehren müssen.
Verletzte Tiere sind jährlich ein Thema bei den Jägern: Wie Christian Liebsch, Vorsitzender der Kreisgruppe, mitteilte, habe sich der schneereiche Winter zwar positiv auf die Jagd ausgewirkt, weil er wegen der fehlenden Ausflügler Ruhe ins Revier gebracht habe. Jedoch sind im Straßenverkehr wieder viele Tiere umgekommen: 327 Rehe wurden getötet, davon allein zwei Drittel im nördlichen Landkreis mit seiner dichten Besiedlung und dem starken Straßenverkehr. Liebsch bedauerte, dass immer noch zu viele Hundehalter ihre Tiere unbeaufsichtigt in der freien Natur herumlaufen ließen. Eine gerissene Ricke, dazu noch zwei getötete Kitze seien für jeden Tierfreund ein grausamer Anblick.
Um beispielsweise das Rehwild zu schützen, hat der Kreisvorsitzende noch eine ganz andere Forderung: Den bestehenden Schutzstatus für den sich ausbreitenden Wolf müsse herabgesetzt werden, sagt Liebsch, weil ihm sonst das Rehwild geopfert werde.
Heinz Riedl als Jagdberater am Landratsamt bedauerte erneut die kaum beherrschbare „Graugansplage“, ohne den betroffenen Landwirten konkrete Hilfen anbieten zu können. „Einfach totschießen kann aber auch keine Lösung sein“, so Riedl. Dass die Arbeit des Jägers gefragt ist, zeigten die Mitgliederzahlen in der Kreisgruppe, die 116000 Euro in der Kasse hat. Wie Liebsch mitteilt, wächst die Kreisgruppe und zählt zum Jahresbeginn 595 Mitglieder, darunter 67 Frauen. Das Durchschnittsalter der Kreisjäger liege bei 54,4 Jahren. Zwölf Schüler seien zur jüngsten Jägerprüfung angetreten. „Obwohl es einige Durchfaller gab, gilt das Ergebnis insgesamt als hervorragend, weil auch Spitzenreiter unter ihnen waren.“ Liebsch nahm bei der Versammlung auch Stellung zur geplanten Verschärfung des Waffenrechts: Die vorgesehene psychologische Überprüfung von Waffenträgern nannte er einen „Idiotentest und eine Zumutung für freie Bürger“.