Illertisser Zeitung 19. August 2016
Alban Haggenmiller aus Oberhausen züchtet Jagdhunde. Seine Münsterländerin räumt reihenweise Titel ab. Das hat mit Ahnenforschung zu tun: Was hinter dem Erfolg steckt. Von Sabrina Schatz
Wäre Kitty von der Katzenlohe eine Frau, würde sich ihre Kontaktanzeige wie folgt lesen: jung, vollkommener Körperbau, harmonisches Wesen, glänzendes Haar, mit gutem Riecher, stets auf Beuteschau, kurzum: Gene, die das Prädikat vorzüglich verdienen. Sie könnte sich vor Verehrern wohl kaum retten. Da Kitty von der Katzenlohe aber ein Hund ist, genauer ein Kleiner Münsterländer, hat sie vor allem ein Herz erobert: das von Alban Haggenmiller, ihrem Herrchen. Der Oberhauser ist Hundezüchter. Gemeinsam mit seiner Frau hat er dafür gesorgt, dass die 19 Monate junge Jagdhündin Auszeichnungen abräumt – weil sie ist, wie sie ist.
Züchter sein, dass ist kein Sport oder Zeitvertreib, das ist Passion, sagt Haggenmiller. Mit Vorliebe schmökert der ehemalige Mitarbeiter der Weißenhorner Stadtverwaltung in Jahrbüchern. Auf über 400 Seiten sind alle Würfe eines Jahres aufgelistet, mitsamt Merkmalen. Mithilfe eines Computerprogramms lässt sich ergründen, welchen Rüden man mit welcher Hündin kreuzen könnte, um Welpen mit möglichst guten Anlagen auszustatten. Die Mendelschen Regeln und Ahnenforschung spielen dabei eine Rolle. Kittys Stammbaum kann Haggenmiller bis in die frühen 1970er Jahre zurückverfolgen.
Zu dieser Zeit begann sein Interesse für Jagdhunde und deren Züchtung. „Ich hatte einen Kleinen Münsterländer zur Pflege, weil sein Besitzer krank war“, erinnert der Rentner sich, „im Jahr drauf habe ich mir selbst einen geholt, einen der ersten in der Region“. Damals sei der Landkreis Neu-Ulm noch ein weißer Fleck auf der Landkarte gewesen, was Zucht anbelangt. Heute sind Züchter aus nah und fern in Verbänden organisiert und vernetzt. Es gibt eine Zuchtkommission, einen Zuchtbuchführer, einen Zuchtwart – und natürlich die Zuchtschauen. Eine solche fand kürzlich in Weißenhorn statt, Kitty von der Katzenlohe erklomm das Podest.
Die Motivation des Züchtens sei es aber in erster Linie nicht, Preise zu ergattern: „Ziel ist es, dem Jäger einen guten Jagdhund zu verkaufen. Auch wenn Erfolgserlebnisse natürlich schon schön sind“, sagt Haggenmiller. Er habe schon Welpen an Jäger in Frankreich und Südtirol verkauft. Um die 1000 Euro bekomme er pro Welpe, das meiste Geld gehe jedoch für den Tierarzt und die Prüfungsgebühren drauf.
Denn erst Prüfungen zeigten, wie leistungsstark und gesund ein Hund ist. Bei der Verbandsjugendprüfung etwa gehen Richter, Züchter und Jäger im Frühjahr auf die Fluren und testen die Anlagen eines jungen Hundes. Die Kategorien heißen etwa Spur, Führigkeit oder Arbeitsfreude. Es gehe darum, wie gut ein Hund Beute wittern kann, wie sehr er sich vom Jäger lenken lässt oder Eigeninitiative zeigt. „Kitty hat sehr gute 72 Punkte erreicht“, erzählt der 69-Jährige stolz. Im Herbst werde dann im Roggenburger Wald geprüft, wie gut das Apportieren und die Jagd im Wasser klappt.
Bleibt zu klären, wie die Namen der Hunde zustande kommen, die an Adelsdynastien erinnern: Der erste Wurf einer Zuchthündin ist der A-Wurf, folglich beginnt der Vorname der Welpen mit A. Kitty, ein K-Wurf, verdankt ihren Namen Haggenmillers Enkelkind. „Sie hat gesagt: Der Welpe ist so klein, wie ein Kätzchen. Wie das von Hello Kitty.“ Der Zusatz – von der Katzenlohe – ist auf einen Wald zwischen Bubenhausen und Weißenhorn zurückzuführen. „Katzen kommt von hatzen, also hetzen. Lohe bedeutet Grenze. Der Wald war Jagdgrenze“, erklärt Haggenmiller. Auch er selbst jagt seit Jahren, Trophäen schmücken die Wände seines Hauses. Ob Kitty auch Züchthündin wird wie ihre verstorbene Mutter Bella von Oberwiese und deren sieben Vorgängerinnen: „Mal schauen.“