Südwest Presse, 18. April 2016  Autor: Claudia Schäfer

Erfreuliches über Wald und Wild im Landkreis gab es bei der Hegeschau und Hauptversammlung der Kreisjägerschaft zu berichten. Beunruhigend: Trotz steigender Abschusszahlen gibt es mehr Wildschweine.

Jedes Jahr kommen die Jäger des Landkreises Neu-Ulm zusammen, um bei der Hegeschau die Trophäen des Vorjahrs vorzulegen und sich über den Wild- und Baumbestand in den Wäldern zu informieren. Heuer ging es in der Versammlung in der Gemeinschaftshalle Reutti auch um den neuen Dreijahresplan, der die Abschusszahlen für Rehwild bis 2019 festsetzt.

In den vergangenen drei Jahren, so sagte Anneliese Maisch von der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt, blieben die Jäger knapp unter den Planzahlen. Sowohl Jagdberater Heinz Riedl als auch Forstdirektor Peter Birkholz vom Krumbacher Amt für Landwirtschaft und Forsten sprachen sich dafür aus, die Abschusszahlen in den nächsten Jahren beizubehalten oder eher zu senken. Das neue Gutachten der Forstverwaltung zeige, dass die Schäden durch Wildverbiss im Landkreis überwiegend tragbar seien. Auf dieses Ergebnis könnten die Jäger stolz sein. Wobei die "tollen Verhältnisse" laut Birkholz nicht nur Ergebnis der entsprechenden Abschusszahlen, sondern auch der vergangenen milden Winter sein könnten: Durch das größere Nahrungsangebot gehe das Wild weniger an Knospen und Spitzen junger Bäume.

Auch Christian Liebsch, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, sprach von einer "für den Waldbau erfreulichen Situation", es gebe Verbesserungen über alle Baumarten hinweg. Dem Schwarzwild spielte der warme Winter allerdings in die Karten, sagte Liebsch: Wegen der fehlenden Schneedecke sei die Bejagung der ständig wachsenden Wildschweinbestände "stark erschwert" gewesen. Trotzdem hätten die Jäger im Kreis im vorigen Jahr 532 Wildschweine erlegt, fast 150 mehr als im Vorjahr. "Wir lassen nicht nach." Die Frage sei allerdings, ob dies so ausreiche. Deshalb solle ein Schwarzwild-Arbeitskreis gegründet werden, so der Vorsitzende.

Auch 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sei ein großer Anteil der erlegten Wildschweine so stark radioaktiv belastet, dass er entsorgt werden müsse, erklärte Liebsch. Jedes Tier werde auf Radiocäsium untersucht, bevor das Fleisch verwertet werde. Liebsch dankte dem Landkreis, der die Kosten dafür übernimmt. Er bedauerte aber, dass die Jäger die Entsorgung der belasteteten Tiere bezahlen müssen.

Fast unverändert waren im vergangenen Jahr die Abschusszahlen bei Hase und Fuchs sowie bei Rabenkrähen. Bei letzteren sollte laut Liebsch "eine deutliche Steigerung möglich sein, um anderen Arten zu helfen". Mehr geschossen wurden 2015 Dachse und Kormorane. Liebsch: "Den Fischern zuliebe sollten wir hier nicht nachlassen."

Unter den vielen Aktivitäten des vergangenen Jahres hob Liebsch den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer am Schießstand in Unterroth hervor. Der Schießstand sei gut ausgelastet und könne über die Gebühren unterhalten werden. Mehr Nachfrage bringe die bevorstehende Änderung des Bundesjagdgesetzes, wonach jeder Teilnehmer einer Gemeinschaftsjagd einen jährlichen Übungsnachweis vorlegen müsse.

Neu gestaltet wurde der Anhänger des Jagdverbands, mit dem die Jäger auf Messen, in Kindergärten und Schulen über ihre vielseitigen Aufgaben informieren. Liebsch rief die Mitglieder auf, für die Aktion "Lernort Natur" und den Einsatz des Anhängers zu werben sowie Anfragen von Interessenten anzunehmen.

Zur Vorsicht beim Umgang mit krank wirkendem Wild oder aufgefundenen Kadavern riet der Verbraucherschutzbeauftragte des Kreisjagdverbands, Claus-Martin Muth. Zwar sei die Hasenpest bislang nicht im Landkreis Neu-Ulm nachgewiesen und die Fallzahlen seien bayernweit rückläufig, doch sei die Krankheit sehr ansteckend und auch für Menschen gefährlich. Muth sagte, der Selbstschutz der Jäger müsse im Vordergrund stehen. Es sei "nicht unwaidmännisch", beim Aufbrechen des Wilds und Entsorgen von toten Tieren Handschuhe zu benutzen.